14. September 2014
Weil das Wetter an diesem Wochenende weder zum Bergwandern noch zu einer Radltour einlud, hab ich mich ganz spontan einem Stadtführungs-Spaziergang durch West-Schwabing angeschlossen, der von Stattreisen angeboten wurde.

Bis zu seiner Eingemeindung Ende des 19. Jahrhunderts hat der als „Münchner Bohème-Viertel“ zu literarischer Berühmtheit gelangte Stadtteil noch ein ruhiges Leben als kleines Bauerndorf vor den Toren der Stadt geführt.

Genauso wie im Englischen Garten markiert die Burgfriedensäule am Elisabethplatz heute noch die Stelle, wo die Grenze zu Münchens war.

Beim Spaziergang durch Schwabing trifft man auf Fassaden, die im Jugendstil gestaltet wurden. Diese kunstgeschichtliche Epoche, die auch als „Art nouveau“ bekannt wurde, erhielt ihren Namen durch die 1896 gegründete Münchner illustrierte Kulturzeitschrift „Jugend“.

Dass aus dem ehemaligen Bauerndorf bald eine beliebte Wohngegend wurde, zeigen die im Historismus gestalteten herrschaftlichen Gebäude.

Natürlich gehörte damals zum gehobenen Lebensstil auch eine Dienstbotenwohnung über der Remise, wo die Kutschpferde untergebracht waren.

Auf unserem Spaziergang trafen wir auf die ehemaligen Wohnorte berühmter Maler und Literaten, und fanden auch eine Hinweistafel zur berühmt-berüchtigten Schwabinger „Skandal-Gräfin“, die diesen Namen wohl vor allem wegen ihrer damals revolutionären Ansichten zum Thema „Männer“ erhalten hatte.

Es wurde aber nicht nur von der Vergangenheit erzählt, sondern wir erlebten Schwabing auch als modernes Viertel, in dem sich noch kleine selbstständige Läden wie z.B. die Buchhandlung Lehmkuhl halten können.

Dass sich die Zeiten inzwischen doch sehr geändert haben, zeigt nicht zuletzt, dass im ehemaligen „Milchhäusl“ am Elisabethmarkt inzwischen ein Lokal mit Biergarten eingezogen ist. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Bau nämlich vom Arzt und Abstinenzler Carl Brendel angeregt, der persönlich darüber wachte, dass hier jeden Morgen ab 5 Uhr früh Milch ausgegeben wurde, weil er sich die „Eindämmung des Völkergifts Alkohol“ zum Ziel gesetzt hatte.
Und weil die Milch heute noch gesund ist – und weil’s gestern so kalt war! – hab ich mir dort im „Milchstandl“ einen warmen Milchkaffee (natürlich mit Apfelkuchen!) schmecken lassen … 🙂