Gleich zu Beginn der Nachtwächterführung, zu der wir am Freitag eingeladen waren, erfuhren wir, dass der Held des nach ihm benannten „Kasperltheaters“ den Namen eines der „Drei Heiligen Könige“ trägt. Während der darauf folgenden zwei Stunden bewies uns der Nachtwächter „Kaspar“ nicht nur, dass er den Namen eines Spaßmachers zu Recht trägt, sondern überzeugte auch durch sein fundiertes geschichtliches Wissen.
Bereits beim Treffpunkt an der Mariensäule ließ er ihre Entstehungszeit während des Dreißigjährigen Kriegs lebendig werden, nicht ohne eine paar scherzhafte Seitenhiebe auf die „ungläubigen Ketzer“ jenseits der bairischen Grenzen zu verteilen.
Richtig gruselig wurde es dann beim Gang über den ehemaligen Friedhof am Alten Peter, wo wir in die Bestattungstechniken vergangener Jahrhunderte eingeweiht wurden.
Während wir auf den Spuren der ehemaligen ersten Stadtmauer die Altstadt umrundeten, gab es hilfreiche Hinweise, wie man der „Torschlusspanik“ entkommen kann und Liebesbriefe richtig adressieren sollte, um nicht zu früh „den Kopf zu verlieren“ … 😉
Doch der „Kaspar“ konnte auch ernste Töne anschlagen und spätestens, als von der Theatinerkirche der 10. Glockenschlag erklang, lief jedem ein wohliger Schauer über den Rücken, als er in herrlichem Bariton das „Nachtwächterlied“ intonierte:
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat zehn geschlagen!
Zehn Gebote setzt Gott ein;
gib dass wir gehorsam sein.
Menschenwachen kann nichts nützen,
Gott muss wachen, Gott muss schützen.
Herr, durch Deine Güt’ und Macht
schenk uns eine gute Nacht!“
6. April 2014 at 20:53
Mit „Liebesbriefe richtig adressieren, um der Torschlusspanik zu entkommen“ hat der gute Kasper doch bestimmt die G’schicht der Henriette Adelheid von Savoyen gemeint. 😉
6. April 2014 at 21:00
Gut getippt, liebe Margot, aber die Torschlusspanik kam auf, wenn die Stadttore beim Einbruch der Dunkelheit geschlossen wurden, und den Kopf hat die arme Maria von Brabant bereits im 13. Jahrhundert verloren …
6. April 2014 at 21:59
Oh, das habe ich grad eben nachgelesen – was für eine tragische G’schicht…
6. April 2014 at 22:02
Du weisst doch bestimmt, welche Figur welchen der vier wichtigsten bayerischen Flüsse auf dem Brunnen im Brunnenhof darstellt? 😉
7. April 2014 at 14:11
Ein toller Bericht mit eindrucksvollen Fotos von der Nachtführung.
Nun weiß ich auch, was Torschlusspanik ist, lach.